Über meine Arbeit
Am Anfang steht die Lust am Erzählen – nicht in Worten, sondern in Bildern. In einem Bild kann ich gleichzeitig überall sein, im Wort nicht, da bin ich der chronologischen Abfolge, sowie Syntax und Semantik unterworfen.
In meinen Bildern bricht sich der Alltag. Alles ist wert erzählt zu werden. Der Blick führt mich zum Privaten, sozusagen als Voyeur in eigener Sache. Das Intime verbirgt sich im Zeigen. Innen und Außen im Wechsel.
Grundsätzlich erzählen meine Arbeiten Geschichten, die persönlich - aber dem Betrachter nachvollziehbar sind. Die meist gesichtslosen Gestalten in meinen Bildern sind als Projektionsflächen für den Betrachter konzipiert, er ist somit aufgerufen sich das Bild auch innerlich anzueignen.
Die Postmoderne beschreibt den Verlust des Ganzen und offeriert als neues Gestaltungselement die Verknüpfung von Bekanntem. Dieser Grundgedanke zieht sich als ästhetisches Leitmotiv durch meine künstlerische Arbeit. Ein reines Zitieren anderer Kunstepochen interessiert mich nicht. Entsprechend der jeweiligen Bildaussage wähle ich die Verknüpfungen, die meinem Ziel gerecht werden. Der analytische Prozess führt in meiner Arbeit wieder zu einem Ganzen, einer bildnerischen Einheit, die verschiedene Fragmente neu kombiniert.
Als Bezugspunkte und Vorbilder gelten für mich der Expressionismus/Fauvismus in Farbigkeit und Formensprache, der Kubismus durch die Simultanperspektive und die Pop Art, im Sinne von David Hockney, bei der Motivwahl. Hierbei variiere ich den Ikonizitätsgrad innerhalb eines Bildes. Die perspektivische Brechung wie die Deformation der Figuration entsprechen meiner gestalterischen Absicht.
Meine Wahl, mich heute mit Zeichnung und Malerei auseinander zu setzten, beruht auf der Lust den bildnerischen Prozess als sinnlichen und sinngebenden Akt zu erleben und zu gestalten.
Dabei spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. Eine Fotografie – egal ob digital oder analog – entsteht im Bruchteil einer Sekunde, ein Gemälde dagegen braucht Zeit, oft viel Zeit. Diese Langsamkeit beeinflusst alle gestalterischen Aspekte dahin gehend, dass ich von einem visuellen Reifungsprozess des Bildes sprechen würde. Darüber hinaus entwickelt sich ein formgebender Dialog zwischen meiner initialen Bildidee und dem sich malenden Bild. Idee und Ergebnis sind nie kongruent – nur eine Kopie wäre deckungsgleich...
Für meine Bilder verwende ich selten Fotografien. Das Gedächtnis in all seiner fehlerhaften Unzulänglichkeit bildet gerade durch diesen Mangel ein ideales Fundament. Das nicht Erinnerte, das nicht Greifbare muss neu formuliert werden.
Ich möchte Pathos vermeiden. Der Humor ist dafür ein äußerst hilfreicher Zustand, ermöglicht er doch im gleichen Augenblick unterschiedliche Positionen einzunehmen und dabei nicht mit runter gelassenen Hosen erwischt zu werden.
Am Ende steht der Wunsch durch das mal leichtfüßige, - mal irritierende Bildgeflecht den Akt des kontemplativen Betrachtens zu verlängern.